Episode 1 – Und wenn ich gerade verrückt werde… oder wie ich entdeckte, dass es „nur“ Angst war

So. Jetzt ist es raus.
Ich habe lange gezögert, dieses Tagebuch zu schreiben. Nicht, weil es an Material gefehlt hätte – mit Angst läuft das Gedankenkarussell zuverlässig – sondern weil ich mich fragte:
Wer möchte wirklich die Gedanken eines Gehirns lesen, das dienstagabends um 23:47 wegen eines Kribbelns im linken Zeh durchdreht?
(Spoiler: Ich. Und vielleicht auch Du?)

Irgendwann habe ich kapiert:
Wenn ich über meine Ängste schreibe – mit Humor, Selbstironie und einer Portion Hoffnung – dann geht es nicht nur um mich.
Ich halte einen Spiegel hin. Einen kleinen, beschlagenen Badspiegel – aber immerhin.
Einen, in dem sich viele wiedererkennen können:
Die Person, die im Meeting lacht, aber heimlich nach Symptomen googelt.
Ein scheinbar ruhiger Körper, ein Kopf im Dauerfeuer.
Vielleicht auch Dein Spiegelbild?

Dieses Tagebuch ist mein Begleiter.
Eine Sammlung von Momenten aus dem Alltag mit Angst.
Gedanken, Erinnerungen, mentale Abstürze… und Aufstiege.
Denn ja – es gibt ein Danach. Langsam, seltsam, manchmal komisch.
Aber es kommt.

Die Ruhe vor der Welle

Meine Geschichte beginnt direkt nach einer Traumreise durch Asien (Reis, Tempel, Sonnenuntergänge und Kokos-Curry bis zum Abwinken).
Ich dachte: Diesmal bin ich angekommen. Für immer gelassen.
Spoiler Nr. 2: Nicht ganz.

Der Moment, in dem alles kippte – meine erste Panikattacke

Sie kam gegen Ende meiner Zwanziger.
Ohne Vorwarnung, an einem scheinbar normalen Tag.
Und mein Körper entschied: Jetzt ist der Moment, Alarm zu schlagen.

Es ging schnell.
Herzrasen aus dem Nichts.
Sitzend – aber innerlich wie auf der Flucht.
Die Kehle wie zugeschnürt, der Atem flach, Hände feucht, Schwindel, ein seltsames Brennen in der Brust.
Und dieses Gefühl… wie eine Welle, die aufsteigt, immer höher, und droht, alles zu verschlingen.

Ich hatte keine Worte dafür.
Nur Gedanken wie:
„Ich sterbe. Jetzt. Mein Körper versagt. Mein Herz explodiert. Ich verliere komplett die Kontrolle.“

Aber ich starb nicht.
Ich habe diesen Sturm überlebt.

Und dann, ein paar Tage später, kam die nächste Angst:
„Was, wenn das erst der Anfang war? Was, wenn ich den Verstand verliere?“

Der Teufelskreis der Angst beginnt im Kopf

Dieser Gedanke blieb.
Wie ein Song, der sich im Kopf festsetzt.
Also begann ich, mich zu beobachten wie eine nervöse Forscherin:
„Bin ich zu kopflastig? Entferne ich mich von der Realität? Warum fühlt sich alles so fremd an? Kippe ich gleich auf der Straße um?“

So begann die Angst, sich selbst zu füttern.

Was ich heute über Panikattacken weiß

Heute – mit Abstand (und vielen Aha-Momenten) – kann ich sagen:
Ich verlor nicht den Verstand.
Ich lernte nur, was eine Panikattacke ist.
Mein System hatte Alarm geschlagen – obwohl es keinen realen Brand gab.
Keine Apokalypse. Nur eine sehr laute Fehlmeldung.Damals wusste ich das nicht.
Ich dachte, das sei selten.
Ich dachte, es sei „nur in meinem Kopf“.
Ich dachte, ich sei die Einzige, die so denkt, so fühlt, so leidet

Du bist nicht allein mit Deiner Angst

Wenn Du Dich jemals gefragt hast:
„Was stimmt mit mir nicht?“
„Ich bin irgendwie nicht normal.“
„Ich verliere mich.“

Dann hör zu: Du gehst diesen Weg nicht allein.
Und ganz wichtig: Du wirst nicht verrückt.

Du gehst durch einen inneren Sturm.
Und ja, der fühlt sich heftig an.
Aber es ist möglich, im Regen zu gehen.
Langsam. Schritt für Schritt.
Mit Atem. Und mit Hoffnung.